Mittwoch, 8. Mai 2013

could you please be quiet


Ausstellung mit Hermann Staudinger
Volkskundehaus Ried, 2012



 





Schlitten
Stahlblech, Guss Aluminium





Schlitten
Guss Aluminium






Fragmente
Stahl, Holz, Leinwand, Bitumen


"Obelix-Malewitsch", "Brace"
Siebdruck





"Beast"
Stahl, Holz, Leinwand, Bitumen





mit Manfred Pernice

Ausstellung "Tutti" 
 Kunstverein Salzburg 2010



Manfred lud mich ein, bei seiner Ausstellung in Salzburg ein Drittel des zentralen Rondells zu bespielen. Im Vordergrund mein Bewegungsmodell "Grundstück Einmann".



Hier noch zwei Texte von mir, in denen ich mich mit Manfreds Werk beschäftige. Veröffentlicht wurden sie in folgenden Publikationen:
-Vorwort zu Manfred Pernice: “Rückriem/Böll-Peilung Andere &”, Nicolai Verlag Berlin 2008 
-Katalogtext  zur Ausstellung "Skulpturama" von Manfred Pernice, Secession Wien 2011






Wischi-Waschi-Weltfindung
Eine Positionierung zu Manfred Pernices Peilanlagen


Als nautisches Handwerk hat das Peilen an sich die existenziell wichtige Funktion der Bestimmung des eigenen Standpunktes (d. h. Schwimmpunktes). Eine qualitative Untersuchung oder gar Beurteilung der angepeilten Punkte ist dabei irrelevant. Wichtig ist nur, dass die Objekte markant und immobil auf einer gültigen Karte erfasst und somit gegenlesbar sind. 
Eine Pernice´sche Peilung hingegen ist ein Anvisieren der Umgebung. Eine Peilanlage ist bei ihm ein irgendwie bestimmter Ort, ein Punkt auf der Karte, durch den Linien der Aufmerksamkeit gezogen werden. Trifft so eine Linie auf ein Objekt, wird dieses zum Gegenstand der Arbeit und somit untersucht. Die bei einer Peilung getroffenen Objekte (Komplexe) beginnen nun -in der thematischen Auseinandersetzung mit ihnen- zum Teil der Ausstellung und damit des Kunstwerkes zu werden. Das Treffen eines Komplexes steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Treffen einer künstlerischen Entscheidung, ja es ersetzt diese sogar. Eine Peilapparatur fungiert also bei Manfred Pernice zuerst (vordergründig?) einmal als Instrument der Themenfindung unter Ausschluss der eigenen Erwartungshaltung, des eigenen Begehrens. 
Das Ganze ist also eine scheinbar einfach gestrickte Methode, wirkungsvoll auf lyrische Art (wie bei Reimpaaren) Beziehungen zwischen Dingen herzustellen, die sich womöglich nirgends sonst tangieren, als dort, wo sie der pernice´sche Peilstrahl trifft. Bisweilen zeigen sich diese Peilapparaturen als gnadenlose Höllenmaschinen, einer linear gesteuerten Indifferenz. Sie machen das Lineal zu einem Instrument der Gleichsetzung, der Ungenauigkeit und des schrecklichen Zufalls. Die Schrecklichkeit solcher Zufälligkeiten äußert sich hauptsächlich in einer abgründigen Langeweile, die offensichtlich in der Fadesse der gepeilten Normalität selbst gründet. Ab und zu entstehen assioziative Zusammenhänge, die dann aber, wenn sie zu treffend sind, fatalerweise kalkuliert wirken, was sie, der Glaubwürdigkeit der künstlerischen Methode wegen, ja nicht sein wollen. So wird der Glücksfall (etwas herausragendes, ein Extrem, Heiß-Kalt) bei Pernices Arbeit zu einer Gefahr, die Mechanik des Peilapparates bisweilen zu einer Zwickmühle. 
Für die erpeilten Orte, d.h. ihre thematischen Komplexe (Dosen?) werden nun zum Zwecke der Ausstellung Repräsentanten gesucht. Man kann sie ja nur in den seltensten Fällen als Ganzes ausstellen (zu groß, zu immateriell etc.). Oft handelt es sich dabei um vor Ort Gefundenes und um Material, das in der Auseinandersetzung mit der Materie entstanden ist: Skizzen, Modelle, Objekte, Plastiken, Skulpturen. Die Verbindung zur Thematik ist dabei meist wild assoziativ und knochentrocken- poetisch. Dennoch bestimmt den Aufbau einer Ausstellung eine konzentrierte (zwanghafte?) Disziplin.
"Formfindung" bei Pernice -da trifft die Faust ein bisschen neben das Auge- also das eigentliche Ausstellbarmachen der erpeilten, erfassten und erwogenen Objekte könnte man vielleicht mit folgenden Worten umreißen: nicht zu Ende bringen, vielleicht sogar noch nicht einmal richtig beginnen, andeuten, anreißen, andenken. Noch nicht einmal dilettantisch sind die manchmal ärgerlichen, manchmal halb lustigen, amorphen, diffusen Dinger, die dann so überlegt blöd rum stehen. Einmal von dem Mechanismus erfasst, müssen diese Komplexe plötzlich miteinander -ja was eigentlich?- gebastelt, verglichen und ausgestellt werden, was ihnen sichtlich nicht behagt.
Und weil das große Thema beim Peilen nun mal die Bestimmung des eigenen Standpunkts ist, und dieser unbedingt notwendig für die Orientierung in schwierigem Gelände und überhaupt in der Welt ist, kann man dies, wie ich denke, auch auf die Arbeit von Manfred Pernice übertragen. 
Das könnte tatsächlich seine Anstrengung sein: Die Standpunktlosigkeit mit Inhalt füllen, die Welt, das Universum auf neue Art kartographieren, das Kartographieren neu definieren, weil alle inhaltlichen Bezüge abhanden gekommen sind. Freilich ist die bei ihm herrschende Grundstimmung der Unbestimmtheit und Diffusität für uns ziemlich ungewohnt und irritierend, zumal sie der "Soundtrack" zum Versuch ist, sich die Welt neu anzueignen.
Giordano Bruno wurde verbrannt, weil er ein Universum erkannte, in dem jeder Punkt gleichzeitig äußerster Rand aber auch Zentrum (Peilanlage?) sein kann. Heute kann man keine Weltbilder mehr in Frage stellen, nichts mehr auf den Kopf stellen und sich für nichts mehr opfern. Keine Zeit für Helden. Die Kunst kann keine Wirklichkeitsvorstellungen mehr zum platzen bringen, sie sind alle schon lange geplatzt. Wir sind durchs Netz der Realitätskonstruktionen durchgefallen. Was, außer dem Marktwert ist denn noch interessant? 
Pernice ist daher in seiner Arbeitsweise radikal skeptisch. Indem er die Themenfindung methodisiert, die Formfindung verweigert, entzieht er sich seinen künstlerischen Hausaufgaben, ent-täuscht, provoziert dort, wo wir es von einem Künstler nicht erwartet hätten: im Lauen. Er schafft es heutzutage -und ohne heroische Geste- bestimmte Vorstellungen und Erwartungen zu entlarven, das will was heißen. Sein Peilen ist ein scheinbar unentschlossenes Tasten aus Zweifel heraus in eine dekonstruierte Welt, ein desillusionierter Versuch, eine vage Art Ist-Zustand durch eine Notverankerung im Willkürlichen wiederzufinden. Ein "Sich-Positionieren-Zu" ist das nicht, eher ein Modell davon, welches vielleicht so beschissen aussehen könnte, wie eines seiner Architekturmodelle. Oder auch, als Variante: "Positionierung geglückt, wir sind irgendwo." Das ist vielleicht nicht befriedigend, wir hatten ja schon mal vermeintlich mehr gewusst, aber es ist REAL. Und jetzt, muss ich doch sagen, hat’s geknallt. Ein Realismus! Könnte es die ganze Zeit über darum gehen, einen zeitgemäßen Realismus zu erfinden?
Und das mit einer Maschine, mit einer Methode, deren Aufgabe schon immer die gleiche war: Das Suchen und Finden von Vergleichbarkeiten. 
Stonehenge und die Pyramiden sind schon ganz schön alte Peilanlagen, die uns zeigen, dass der Wunsch, sich in einer unverständlichen Welt seiner Selbst zu vergewissern, universal menschlich ist und war.
Existentielle künstlerische Orientierungsmethoden gibt es viele, z.B. die assoziative "Wahrheitsfindung" durch die prophetisch-poetischen Reim-Spinnereien des Quirinius Kuhlmann ("Kühltheorie"), die ihn auf den Scheiterhaufen gebracht haben, utopistische, technisch-magische Zufalls- und Wirklichkeitsexperimente von William S. Burroughs (the electronic revolution). Und so weiter, aufzählen ist so mühsam geworden.
Das Peilgerät ist ein mystischer Apparat, gänzlich frei von Metaphysik und total abgeklärt. 
Manfred Pernice deutet mit seiner unverblümten Unentschiedenheit eine neue Haltung zur Welt, wie sie wirklich ist, an.
Unsicher.



Einladung zum Tanz
Manfred Pernice in der Secession 


Betritt man die Ausstellungshalle der Secession kann man leicht das Gefühl von Überforderung bekommen. Eine Menge rätselhafter Objekte. Sie scheinen lapidar zusammengewürfelt aus Versatzstücken privater Lebensgeschichte, gewöhnlichen kleinbürgerlichen Gebrauchsgegenständen und skulpturalen Konstruktionen. An manchen Stellen sind die Wände des Raumes mit Linien bemalt und beklebt. Andere, kaschierende Beklebungen wurden entfernt und so neue Felder abgesteckt. Hier und da stehen rostige Absperrstangen herum. Einzelne Arbeiten erscheinen unfertig. Die Sockeln meist tonnenförmig, kubistisch verschobene Würfel aus Pressspanplatten, Fliesen-Optik. Rechts wird auf einem grauen Teppich die Situation einer Ausstellung ausgestellt: Auf rondellartigen Sockeln ist altes Geschirr präsentiert und mit Beschriftungsschildchen aus irgendeiner französischen Ausstellung musealisiert.

„Skulpturama“ heißt Manfred Pernices aktuelle Ausstellung. Wie der Name schon anklingen lässt, arrangiert er eine große Schau des Schauens, ein Kompendium seines Skulpturen- oder Kunstbegriffs. Ein Park der Blickwinkel, in dem der Betrachter in größtmöglicher Eigenwilligkeit seine Zugänge zu den skulpturalen Angeboten finden kann. Mittels einer lapidar an einen Flakturm erinnernden Empore ermöglicht der Künstler dem Betrachter den vollen Rundum-Blick auf die Ausstellung und ihre Elemente. Es geht um Veränderung der Position, um die eigene Bewegung. Und es kann leicht sein, dass das Herumstreifen durch die unzähligen Formverweise, Spuren und Chiffren, zu einer ungezwungenen Schnitzeljagd wird, bei der man Pernice durch Hinweise auf seine persönliche Geschichte ganz schön nahe kommt - freilich ohne dass dies irgendein Ziel des Spiels darstellen würde.
So verweisen einige größere Keramiken aus der perniceschen Werkstatt wohl selbstironisch auf das eigene Rollenverständnis als Professor an der Akademie in Wien: Zwischen den (Sacher-) Torten steht ein großer Käse, die wotrubaeske Tonplastik erinnert an den Vor-Vorgänger. Und man denkt unweigerlich an Claes Oldenburgs Gips-Kuchentheken aus den frühen Sechzigern: „Also tue ich so, als hätte ich eine Rolle: indem ich den Konditor oder den Fleischer imitiere, spiele ich Arbeiter.“ Und dann sind da noch die sieben Socken am Wäscheständer. Eine Hommage an die Diplomarbeit seines Schülers Roman Britschgi, „Das Geheimnis der fehlenden Socke“? Und manchmal denkt man: Da könnte man doch irgendwie dahinter kommen! Aber eben darum geht es ja gar nicht.
Die formalen Angefangenheiten und die eigene Unsicherheit gegenüber eventuellen Bedeutungen der Arbeiten werden einem bei weiterer Betrachtung zur Freiheit der selbstständigen Lösungsfindung. Der Zugang ist das Begehen, das eigene Drehen und Wenden. Das Ganze ist wie der Zauberwürfel, der mit anderem Zeugs am Drehgestell einer der beiden motorisierten Skulpturen seine Kreise zieht. Die Kunst von Manfred Pernice ist ein Angebot, keine Lösung.

Manfred Pernice hat sich auf dem schrillen Kunstmarkt als Meister des Lauen einen Namen gemacht, als Kartograph des einst Alltäglichen, des Banalen und Unscharfen. 
Akribisch sucht er Welt-Orientierung durch (pataphysische?) Peilungen, verbindet scheinbar zufällige geographisch-historische Informationen und Relikte, welche die Achse seiner Aufmerksamkeit treffen. Sein persönlicher Blick und Winkel als Kurator der subjektiven Welt-Ausstellung. Er sammelt, arrangiert, chiffriert und bietet sie mit musealer Geste - manchmal lapidar ironisch- an. Doch die ironischen Einlagen wollen uns bloß ein wenig über die tiefe Melancholie hinwegtäuschen, mit der das Werk im Bewusstsein der Vergänglichkeit aller Alltagswirklichkeiten, wie auch auf die Ruinen und Scherben von Weltanschauungen und Wahrheiten blickt. 
In Pernices Fokus steht oft Alltägliches aus der Nachkriegszeit und besonders der DDR als vermeintlich sicher eingedostes Wahrheitssystem: romantisch wie ein orientalischer Garten und doppelt wahr, nämlich real und existierend. Keramik spielt immer schon eine große Rolle, vor allem Kacheln und Geschirr: Deren Metamorphose von der amorphen, haltlosen Monade zum harten, dichten Gefäß, zur Raum ordnenden, Struktur gebenden Fliese mit der Glasur, welche die saubere Oberfläche bildet. Es sind Selbstverständlichkeiten, welche die Überzeugungen ihrer Zeit tragen. Dann findet man sie am Flohmarkt der Unwichtigkeiten, teils in Scherben.
Pernice zeigt die Welt in einem neuen Realismus: immer noch unfertig, zerfallend, andeutend und unsicher. Doch nun lädt er uns mit seinen sich fast kess drehenden Objekten, mit dem Tanz der Achsen, zum Spiel der Möglichkeiten ein. Das Grundgefühl der Unsicherheit und Verlorenheit tritt zugunsten eines anderen, aktiven Skulpturenbegriffs zurück.


Texte von Klaus Gölz

Vogelnistkasten

Epoxidharz, Eisenpulver









Auf dem Holzweg

Murau 2008

ralf und michael schumacher


Bühne für die "Heimwehtropfen"


 





Klaus Gölz: „Ralf und Michael Schumacher“

Bei einem Traumprotokoll schreibt man der flüchtigen Erinnerung an innere Welten hinterher und weil deren Spur rasch immer dünner wird, muß man sehr schnell sein. Ich gehe auf die Jagt nach in sich stimmigen Einheiten, Bildern und Bauplänen von Konstruktionen, den Fragmenten einer inneren Welt. Deren Trophäen präpariere ich in meinem Atelier und sammle sie in der Wunderkammer meines Oevres. Meist aber gehen sie verloren, weil sie zu schnell wieder unsichtbar wurden.

Das bezeichnete Bruderpaar Schumacher -sein Schicksal, sein Treiben- ist für die mit seinem Namen etikettierte Objektgruppe nur in der Übereinstimmung des Findungsprozesses von Objekt-Form und Titel relevant. Ich versuchte, diesen möglichst prompt, d.h. spontan-assoziativ durchzuführen, um das ordnende Kalkül auszuschalten, welches materielle und semantische Brüche glattbügeln möchte.
POETISCHE UNGEREIMTHEITEN


Ein perforierter Schöpfer aus dem großen Suppenkessel meiner Weltwahrnehmung.


Titel:
Ralf und Michael Schumacher
Parkplatz
Traumsieb
Transportmittel 1
Transportmittel 2
Archäologen

Kunstraum Niederösterreich 2009

 "Fortsetzung folgt"

Installation und Performance mit Jörg Reissner und Roman Britschgi,
Lyrics von Klaus Gölz (ich)












Machen wir Performances...

...oder Musik (???)...

...heißen wir (hier mit dem ukrainischen Performance-Dichter Nazar Honcar)...

"DIE HEIMWEHTROPFEN"